Walnüsse sind so lecker und gesund. Aber kaum jemand weiß, dass man auch die Blätter des Walnussbaumes
für sich nutzen kann.

Nun finden wir uns schon in der phänologischen Jahreszeit des Vollherbstes. Die Walnüsse reifen langsam heran, die Blätter sind hier noch grün -
Zeit für eine kleine Ernte der Blätter.
Der Walnussbaum, bzw. die Echte Walnuss (Juglans regia) wird bis zu 25 m hoch und kann bis zu 150 Jahre alt werden. Wenn ihr junge Bäume
seht, dann ist ihre Rinde ganz glatt und von einem hellen Grau. Im Alter wird die Rinde viel dunkler und rissig. Das Holz der Walnuss ist heiß
begehrt, denn es ist ein hartes, stabiles Holz, dass nicht viel arbeitet und ist durch seine lebhafte, schöne Maserung für den Möbelbau geeignet.
Im Frühling treibt sie spät aus, im Herbst wirft sie die Blätter früh ab. Es gibt sowohl männliche als auch weibliche Blüten an der Walnuss,
die männlichen sind die hängenden Kätzchen, die weiblichen Blüten sind klein, gelb-grün und eher unscheinbar. Durch Wind werden die Pollen
der männlichen Kätzchen verteilt und bestäuben die weiblichen Blüten. Das geht allerdings nur, wenn Kätzchen und Blüte zusammen "reif"
sind, es können aber auch bis zu 4 Wochen vergehen, zwischen männlicher und weiblicher Blütenreife. Dann kann nur Fremdbestäubung von
anderen Walnussbäumen helfen. Ist kein anderer Baum in der Umgebung, enstehen "taube Nüsse", also nur die Schalen ohne Kern.
Beim Blattaustrieb im Frühjahr sind die Blätter rötlich verfärbt, denn die jungen Triebe müssen sich erst an die Sonne gewöhnen - die Farbe ist ihr
natürlicher Sonnenschutz, der sich nach und nach abbaut und durch das grüne Chlorophyll ersetzt wird.

Ist die Walnuss ca. 15 Jahre alt, beginnt sie Früchte zu tragen. Bei einer guten Ernte in einem besonders guten Jahr kann ein großer Baum bis
zu 150 kg Walnüsse tragen. Bei uns beginnt die Nussreife jetzt im September oder auch mal im Oktober, je nach klimatischen Bedingungen
und Standort des Baumes. Die Nüsse sind reif, wenn ihre grüne Umhüllung aufplatzt. Dann lösen sich die Nüsse von ihrer Hülle und fallen vom Baum.
Falls du selber Nüsse sammeln gehst - sie sollten trocken gelagert werden mit genügend Luftzufuhr, denn sie neigen zum Schimmelpilzbefall.
Beim Trocknen verliert die Nuss ca. die Hälfte ihres Gewichts.
Wir nutzen die Walnuss auf viele Arten, wir knabbern sie so, sie findet sich in Müslis und Riegeln, wird verbacken oder sie wird im Sommer
zu Walnuss-Eis. Auch das kostbare Walnussöl mögen wir gern, dabei werden die gemahlenen Nüsse ausgepresst und es ensteht ein helles,
leicht hellgelb-grünes Öl, welches sich leider nicht lange hält, aber eine Unmenge an gesunden Polyphenolen bereit hält.
Aus den noch unreifen, grünen Nüssen kann man die berühmten "Schwarzen Nüsse" herstellen. Die grünen Nüsse werden auch Johanninüsse
genannt, denn sie werden meist um den Johanni-Tag, also in den Tagen um die Sommersonnenwende im Juni geerntet.
Die Nüsse sind noch weich und sollten so roh nicht verzehrt werden. Die Schwarzen Nüsse werden so hergestellt: Die grünen, weichen Nüsse werden
zerstochen und dann über Tage bis 3 Wochen gewässert, wobei jeden Tag das Wasser gewechselt werden sollte. Die Wässerung ist wichtig, denn
dabei werden die Gerbstoffe ausgewaschen. Danach wird ein Zuckersirup gekocht, der mit Gewürzen wie Zimtstange und Vanille verfeinert werden
kann. Damit werden die Nüsse nach der Wässerung einmal aufgekocht und dann in Gläser gefüllt und verschlossen. Die Nüsse bleiben bis zu einigen
Wochen in dem Sirup und verfärben sich dabei schwarz. Danach kann man sie über Käse oder Desserts raspeln.

Aber nun kommen wir zur Nutzung der Blätter. Aus Walnussblättern werden gerne Haarspülungen bereitet. Denn die Blätter enthalten Nogalin,
einen Farbstoff, der Haaren eine braune Färbung verleiht. In Henna-Mischungen finden sich oft Walnussblätter. Auch natürliche Textilien können
mit einem Sud der Blätter oder auch der Walnussschalen gefärbt werden und erhalten je nach Ausgangsstoff und Ziehzeit im Sud verschiedene
Brauntöne. Daran schuld ist der Farbstoff Juglon, ein Glukosid. Arbeitest du mit frischen Nüssen, pulst die Schalen ab, bekommst du sofort
schwarz-braune Finger. Auch die Blätter werden bei Verletzung schnell dunkel.
Zerreibst du Walnussblätter mit den Fingern verströmen sie einen tollen Geruch, sie duften sehr aromatisch - irgendwie grün, herb, bitter
und voll. Sie enthalten nämlich u. a. Zimtsäure. Andere Inhaltsstoffe sind die Gerbstoffe, Flavonoide, Bitterstoffe, ätherische Öle und
viel Vitamin C. Auch andere Säuren wie die Kaffee- oder Vanillinsäure ist enthalten. Übrigens kannst du die Walnussblätter auch mal so knabbern.
Ich empfehle dir aber die Blätter im Frühling zu probieren, denn jetzt werden sie ziemlich zäh. Sie besitzen antibakterielle Wirkung, die Flavonoide
schützen vor oxidativem Stress und helfen dem Körper bei der Zellerneuerung. Sie wirken auch zusammenziehend auf die Blutgefäße und
Schweißdrüsen, helfen bei übermäßigem Schwitzen und gegen Krampfadern.

Die Tinktur eignet sich dafür, aber auch für Problemen mit der Haut, wie Entzündungen, Akne, Unreinheiten und Ekzeme. Dafür kannst du auch
den Tee nutzen. Koche einen starken Tee, nutze ihn an Problemstellen als Umschlag, nimm ihn als Teilbad oder als Zusatz in einem Vollbad.
Er wirkt entzündungshemmend und zusammenziehend. Die Tinktur kannst du auch mit einem Apfelessig herstellen, wenn du keinen Alkohol
nehmen möchtest.
Weiterhin hilft der Tee oder die Tinktur allgemein bei der Unterstützung der Leber, bei der Regulation des Cholesterins, bei der Anregung des
Stoffwechsels und des Immunsystems, bei Entzündungen der Schleimhäute und bei Verdauungsproblemen.
Die Tinktur gibt es übrigens auch als Fertigprodukt im Handel und in Apotheken, falls du nicht selbst sammeln magst.

Für die Walnussblätter-Tinktur benötigst du:
- frische Walnussblätter
soviel, dass 2/3 bis 3/4 des Gläschens gefüllt sind
- Alkohol, mind. 40 %ig zum Auffüllen, ich hatte hier einen Vodka
- oder Apfelessig
Wenn du frische Blätter nimmst: Nach dem Sammeln werden die Blätter gewaschen und getrocknet. Danach zupfst du sie in kleine Stückchen
und schichtest sie in das Glas. Fülle alles mit Alkohol oder Essig auf. Verschließe das Glas und stelle es an einen warmen, dunklen Ort.
Dort sollten die Pflanzenteile mindestens 3 Wochen ausziehen. Schüttel das Glas immer wieder, damit die oben liegenden Blätter sich wieder
im Alkohol mischen.
Nach den 3 Wochen ist der Auszug dunkelbraun verfärbt. Seihe die Blätter durch ein feines Sieb oder Papier-Teefilter ab und fülle deine Tinktur
am besten in eine Braun- oder Blauglasflasche ab. Lagerst du sie kühl und dunkel, hält sie bei sauberem Arbeiten 2 Jahre.
Du kannst aber auch getrocknete Walnussblätter im Ganzen oder geschnitten im Handel bekommen. Dann kannst du die Tinktur auch damit
ansetzen. Die Tinkur kannst du solo nutzen, auf die betroffenen Stellen auftragen oder in ein Gesichtswasser geben, z. B. in ein Hamamelis- oder
Ringelblumen-Hydrolat oder in eine Creme oder Salbe mit einarbeiten.



Für den Walnussblätter-Tee brauchst du:
- frische oder getrocknete Walnussblätter
- Wasser
- eventuell mit Honig süßen oder mit Schafgarbe oder Kamille mischen
Die frischen Blätter waschen und mit Wasser in einen Topf geben. Aufkochen lassen und 1 min kochen lassen. Danach 2 min ziehen lassen
und abseihen.
Den Tee kannst du einfach trinken, als Mundspülung oder Gurgellösung nutzen, z. B. bei Entzündungen der Mundschleimhaut, Halskratzen, etc.
Du kannst Umschläge machen und ihn auf entzündete, juckende Haustellen legen oder auf Krampfadern oder eben als Bad nutzen, wie oben
beschrieben.
ACHTUNG: Je länger der Tee zieht, desto mehr Gerb- und Bitterstoffe hast du im Tee. Wenn du da empfindlich bist, taste dich langsam
an den Tee heran. Nicht jeder verträgt ihn, manche reagieren mit Übelkeit. Auch ist der Tee ein Heiltee, also kein Tee, von dem man täglich
mehrere Tassen trinken sollte und auch nicht über einen längeren Zeitraum, sondern nur bei Bedarf. Äußerlich kannst du ihn natürlich
immer nutzen.
Bitte lies den Disclaimer, wenn du die Rezepte nachmachen oder Pflanzen - egal welcher Art - ausprobieren möchtest.
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