Langsam wird es richtig Winter und die Schokoladenzeit rückt näher, zumindest meine :)
Ich bin ehrlich gesagt, kein Fan von gerösteten Weihnachtsmarkt-Maronen, vielleicht hatte ich bisher auch nur Pech. Irgendwie fand
ich sie nicht besonders lecker, zu mehlig und sie wurden immer mehr im Mund. Seitdem habe ich einen großen Bogen um Maronen gemacht.
Aber ich dachte, in einem Schokoladenkuchen kann eigentlich nix schief gehen. Und wenn dann auch noch Tonkabohne mit hinein kommt...!
Ihr könnt für den Kuchen ungesüßtes Maronenpüree verwenden, wenn ihr es im Glas oder tiefgekühlt im Supermarkt eures Vertrauens bekommt.
Aber ich bin hier im Norden, das ist nicht wirklich Maronenhochburg und ich habe nach dem x. Supermarkt und Reformhaus aufgegeben.
Auf dem Markt habe ich nun zumindest Maronen bekommen und nun hab ich mein Pü selbstgemacht. Ein ziemlicher Aufwand, aber nun ja...
Für das Maronenpüree habe ich ca. 750 g Maronen gekauft, damit es ca. 400 g Pü werden. Nach dem Waschen habe ich sie an der gewölbten Seite
einmal kreuzförmig eingeritzt und in einem Topf mit Wasser ca. 30-40 min gekocht. Nach einer kurzen Abkühlzeit habe ich sie dann geschält
und zerkleinert, dann wieder in einen Topf gegeben und mit Milch und Sahne zum Kochen gebracht. Nochmals abkühlen lassen und alles mit
dem Blitzhacker oder Pürierstab zerkleinern, so dass ein dickes Püree entsteht, evtl. mußt du nochmal etwas Milch dazugeben. Somit haben wir
Maronenpüree...
Nun können wir auch endlich backen. Cool ist, dass der Kuchen komplett ohne Mehl auskommt.
Für einen Gugelhupf oder eine Springform
brauchst du:
6 Eier
350 - 400 g Maronenpüree
220 g Puderzucker
180 g Butter
280 g Haselnüsse
1 geriebene Tonkabohne
1/2 TL Salz
170 g Zartbitter-Schokolade
oder etwas mehr, falls du noch einen Schokoguss zaubern magst, oder Puderzucker
Nach dem Aufwand des Maronenpürees geht der Kuchen nun eigentlich recht flott. Zuerst trennst du die Eier. Die Eiweiße werden mit dem Salz zu
einem Eischnee steif geschlagen, dadurch wird der Kuchen nachher schön fluffig.
Den Ofen auf 180 Grad Ober- und Unterhitze vorheizen, die Backform einfetten.
Die Butter darf nun bei kleiner Hitze vorsichtig vor sich hin schmelzen, die brauchen wir nämlich flüssig. Die Zartbitterschokolade wird gehackt.
Die Eigelbe werden mit dem Puderzucker schaumig gerührt. Dort hinein kommen nun Butter und Maronenpüree. Alles schön vermengen.
Salz, Nüsse und die geriebene Tonkabohne (dieser Duft - himmlisch) kommen nun auch dazu und alles wird nochmal verrührt.
Zum Schluss wird mit einem Teigschaber der Eischnee untergehoben, nur soviel rühren wie nötig, denn sonst machen wir die schaumige
Konsistenz des Eischnees kaputt.
Alles in die Form füllen und ca. 1 Stunde backen, die Stäbchenprobe ist hier nicht ganz so zuverlässig, denn wenn man gerade die Schoki erwischt,
klebt das noch am Stäbchen fest, also 2-3x pieksen.
Nachdem der Kuchen ausgekühlt ist, kannst du geraspelte Schoki darauf verteilen, einen Zuckerguss machen oder einen Schokoguss - ganz
wie du magst, ich habe mich für Puderzucker entschieden, den finde ich auf dunklem Schokokuchen immer sehr schön.
Der Kuchen bleibt schön lange feucht und ich muss sagen: So finde ich Maronen durchaus essbar :)
Weitere Infos zur Marone findest du weiter unten.
Maronen sind Esskastanien, die gezüchtet wurden und sollten keineswegs mit der Rosskastanie verwechselt werden. Die Blätter der Castanea sativa
hängen einzeln am Baum, sie bilden keine Hand, wie unsere normalen Kastanienblätter. Auch sind sie gezackt und pieksig, genau wie ihre Früchte.
Also ein guter Grund sich diesem Baum nur mit Handschuhen zu nähern, denn die Früchte stechen schon ganz schön. Nach dem Öffnen der
Marone findet man bis zu 3 Einzelfrüchte in dem stacheligen Ball. Leider wachsen sie hier im Norden nur selten, sie sind eher in Süddeutschland
und Südeuropa zu Hause. Im zarten Alter von ca. 30-35 Jahren tragen sie das erste Mal, allerdings können sie richtig alt werden. Die Kastanie
der 100 Pferde, die Castagno dei cento cavalli auf Sizilien wird zwischen 2000 - 4000 Jahre geschätzt, nicht übel für ein Bäumchen...
Und natürlich gibt es zu so einem alten Baum auch eine Geschichte. Eine Königin (unklar ob Johanna von Aragon oder Johanna von Anjou) wurde
auf einer Treibjagd mit ihrem Gefolge von einem Gewitter überrascht. Das Gewitter dauerte ziemlich lange und die Königin übernachtete unter den
Blättern der Kastanie mit einem oder mehreren Liebhabern und fand Schutz und Obdach unter diesem Baum.
Maronen enthalten zwar weniger Fett als Nüsse, besitzen aber eine ansehnliche Kalorienzahl, ca. 200 kcal pro 100 g. Sie haben über 40 %
Stärkeanteil und waren früher ein Grundnahrungsmittel. Beliebt sind sie bei Vögeln, Nagetieren und Wild als Winterfutter für den Speckmantel
und sie sind auch reich an Eiweiß. Auch Kalium, Calcium, Magnesium und Eisen sind dabei, Vitamin C und E, B-Vitamine und Beta-Carotin.
Man kann sie herzhaft zubereiten oder süß, mit ihnen kochen und backen, Püree zubereiten oder Brotaufstriche herstellen. Sehr bekannt ist das
Vermicelles, ein Schweizer Dessert - ein süßes Maronenpüree mit Eis und Sahne.
Ein anderer Name für die Marone ist Edelkastanie, Kestenbaum, Keschde oder Keste, ihr englischer Name ist sweet chestnut. Bei den Griechen
war die Marone geweiht und zwar dem Gott Zeus, man nannte sie auch: Die Eichel des Zeus.
Auch die Römer fanden schon Gefallen an der Marone und natürlich gibt es mal wieder etwas aus der Mythologie. Nea war eine Nymphe und
Jupiter wollte die schöne Nymphe verführen. Diese beging allerdings Selbstmord, um dem Gott zu entfliehen. Jupiter war in Trauer und reuemütig
verwandelte er die Tote in einen schönen Baum, der den Namen Casta-Nea bekam, die keusche Nea und so bekam die Marone ihren Namen:
Castanea sativa.
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