Es ist die Zeit der Hundstage, der August ist nochmal voll von heißen, flirrenden Sommertagen und die Beeren der Eberesche und des Weißdorns
verfärben sich über gelb, zu orange und rot. Im Frühling ist die Eberesche oder auch Vogelbeere in ein Meer von kleinen, weißen, fluffigen
Blüten gehüllt, nun ist langsam Beerenzeit.
Sorbus aucuparia gehört zu den Mehlbeeren und zu der Rosengewächse-Gattung. Sie ist auch unter dem Namen Quitsche, Drosselbeere oder
Krametsbeere bekannt. Auch Vogelbär, Ebschbeere, Zwergesche, Queckbeere, Quitsbeere, Kronawetterbeere, Queckenboom sind ihre Namen,
je nach Region. Als Kind bin ich immer damit aufgewachsen, dass die Beeren der Eberesche giftig sind. Sind sie aber nicht und das ist schön für uns
und für diverse Vogelarten, denn wir können sie ernten und verarbeiten. Auch sollten wir nicht zuviel nehmen, denn sie ist als Überlebensfutter für
unsere kleinen Piepserfreunde im Winter wichtig.
Die Blätter ähneln den Blättern der richtigen Esche, trotzdem ist die Eberesche überhaupt nicht mit ihr verwandt. Mann nimmt an, dass der
Begriff "Eber" tatsächlich vom männlichen Schwein stammt, denn die Beeren wurden früher zur Schweinemast genutzt.
Der lateinische Name „Sorbus aucuparia“ ist eine Zusammensetzung aus „avis“ (Vogel) und „capere“ (fangen). Denn die Beeren wurden früher
auch genutzt, um Vögel zu fangen.
Die Eberesche wirkt im Vergleich zu anderen Gehölzen sehr leicht, fast zierlich, dafür sorgen auch ihre schönen fedrigen Blätter. Sie wird etwa um
die 100 Jahre alt und wird so um Durchschnitt so 20 m hoch. Mit 5-6 Jahren beginnt sie im Frühling zu blühen und ich mag diese Zeit, auch wenn
ihre Blüte nicht wirklich gut duftet. Die Blüten enthalten Methylamin, dieses riecht irgendwie leicht fischig, damit werden meist Fliegen, aber auch
Bienen zur Bestäubung angezogen. Auch die Blüten wirken leicht, mit ihren ca. 20 Staubblättern pro Blüte. Ab August/ September beginnen
dann die Beeren auszureifen. Erst unscheinbar klein und grün, verwandeln sie sich mit der Zeit in ein auffälliges Rot-Orange. Die Beeren sind
eigentlich kleine Äpfel, an ihrer Unterseite sieht man noch die Kelchzipfel. Sie hängen bis weit in den Winter hinein am Baum und enthalten
neben dem Fruchtfleisch auch kleine Samen. Diese werden von den Vögeln durch Ausscheidung weiter verbreitet, aber auch kleine Mäuse,
Siebenschläfer und andere finden die Beeren äußerst lecker.
Man kann im Frühling die Blüten für Süßspeisen nutzen, ich persönlich bin aufgrund des Geruchs kein Fan davon. Die Blätter und Blüten kann man
auch trocknen und für einen Tee nutzen, er soll bei Husten, Bronchitis und gereizten Stimmbändern helfen. Auch bei Verdauungsbeschwerden und Magenverstimmungen, Rheuma und Gicht können sie zum Einsatz kommen.
Roh gegessen, sind die kleinen Äpfelchen im Spätsommer sehr bitter, sauer und herb. Und nun kommen wir dazu, warum sie immer als giftig galten.
Abgesehen davon, dass sie sehr bitter schmecken enthalten sie die Parasorbinsäure, die ggf. zu Erbrechen und Durchfall führen kann. Also, einige
Beeren sind ok. den Rest sollte man dann kochen, denn dabei zerfällt die Parasorbinsäure. Auch starke Fröste führen zu diesem Abbau, frisch geerntete
Herbstfrüchte sollte man einige Zeit vor Verwendung einfrieren oder eben kochen.
Ansonsten können die Beeren mit sehr viel Vitamin C, Gerbstoffen, Pektin, Zitronen- und Apfelsäure aufwarten. Durch den hohen Vitamin C- Gehalt
haben sie, so wie der Sanddorn auch, den Namen "Zitronen des Nordens" bekommen. In ihren Kernen findet sich das bittermandelige Blausäureglykosid Amygdalin. In Marmeladen, Konfitüren, Chutneys, Sirup und Likör machen sie eine gute und gesunde Figur und getrocknete Beeren eignen sich auch
als Knabberei oder über das Müsli gestreut und je nach Region gibt es auch Vogelbeerwein oder Schnaps.
Ich habe die Blüten einfach mal in eine wilde Butter gepackt und die Beeren in einen wilden Beerenlikör mit Vanille und Zimt angesetzt.
Und gibt es etwas in der Mythologie? Na klar, die Eberesche war bei den Germanen dem Gott Thor geweiht, denn in der Göttersage der Edda wird
berichtet, dass sie ihm einst das Leben rettete. Als Thor bei der Jagd in einen Fluß fiel, konnte er vor sich einen Ebereschenast packen und sich an
diesem aus dem Fluß ziehen. In Norwegen heißt die Eberesche auch Thorsbjörg (Thors Begegnung oder Bergung).
Bei den Kelten war die Eberesche ein heiliger Baum, aus ihr wurden Zauberstäbe geschnitzt und die heiligen Haine und Quellen wurden mit ihr
umsäumt, denn sie schützte vor Unheil und war ein Symbol für Schutz und Heilung.
Bei den Griechen war ein kostbares Trinkgefäß des Göttervaters Zeus verloren gegangen. Ein mächtiger Adler kämpfte gegen Dämonen, um dieses
wieder zu erlangen und verlor dabei einen Tropfen Blut. Dieser fiel auf die Erde und dort wuchs die Eberesche heran. Ihre gefiederten Blätter
ähneln Adlerfedern und sein Blut finden wir in den orange-roten Beeren wieder.
Sie ist ein Baum der Tag- und Nachtgleiche im September, wenn Tag und Nacht gleich lang sind. Ihre Beeren sind ein Symbol der Fülle und ihre
rote Farbe stehen für die Kraft des Feuers, welches uns im Winter warm hält.